Zum Tagungskonzept:
"Inter*geschlechtliche Körper - Diskurs/Begegnungen im literarischen Text"
Universität Wien, 22.-24. November 2012
Ort: Aula, Alte Kapelle, Campus der Universität Wien
Organisatorinnen: Angelika Baier, Susanne Hochreiter
Der inter*geschlechtliche Körper stellt seit Jahrtausenden Forschungsgegenstand zahlreicher natur- und kulturwissenschaftlicher Disziplinen dar. Zum ersten Mal in Österreich soll nun im Rahmen einer internationalen sowie interdisziplinären Tagung den diskursiven Konstruktionsweisen dieses zwischen- oder zweigeschlechtlichen Körpers nachgegangen werden.
"Encounters involve both fixation, and the impossibility of fixation."
Dem inter*geschlechtlichen Körper ist über die Jahrtausende sowohl mit Faszination als auch mit Schrecken begegnet worden. So stellt er einerseits Sinnbild von Vollkommenheit und Harmonie, andererseits aber auch Sinnbild des Monströsen und Deformierten dar. In diesem Zusammenhang zeigt es sich, dass Lektüren des inter*geschlechtlichen Körpers nicht der Wissenschaft vorbehalten sind: Der inter*geschlechtliche Körper ist medizinisch behandelt, therapeutisch analysiert, in Gesetzestexten (nicht) kategorisiert, im Theater in Szene gesetzt, in Filmen bildlich dargestellt und schließlich in der Literatur thematisiert worden. Für alle Zusammenhänge gilt, dass der inter*geschlechtliche Körper Kategorien in Frage stellt und Grenzen verschwimmen lässt, zwischen dem Weiblichen und dem Männlichen, zwischen homosexuellem und heterosexuellem Begehren, zwischen Doppelung und Spaltung, Ganzheit und Disruption. Literatur als Interdiskurs wiederum ist in der Lage, Diskurselemente aus unterschiedlichen Zusammenhängen herauszunehmen und in Verhandlung zu bringen.
"If encounters are meetings, then they also involve surprise."
Es ist das Ziel dieser Konferenz, Begegnungen zwischen den unterschiedlichen diskursiven Feldern und ihren besonderen Lektüre-Logiken sowie zeitgenössischen literarischen Texten zum Thema Zwischengeschlechtlichkeit zu ermöglichen. So werden Wissenschafter_innen verschiedener Disziplinen, Praktiker_innen sowie Inter*Personen eingeladen, ihren jeweiligen Zugang zum inter*geschlechtlichen Körper mit der Lektüre eines literarischen Textes zu verknüpfen. Auf diese Weise soll es gelingen, dass sich in der Begegnung der vielfältigen Zugänge spezifische Erkenntnisweisen gegenseitig ergänzen, erhellen, in Frage stellen, konterkarieren. Über die Begegnung im Rahmen konkreter literarischer Texte sollen Anstöße dafür gegeben werden, den inter*geschlechtlichen Körper neu zu denken. Gleichzeitig gilt es die Möglichkeiten der Literatur auszuloten, in diesem Prozess neue Vorstellungsräume zur Verfügung zu stellen.
Beide Zitate stammen aus: Sara Ahmed. Strange Encounters. 2000, p. 8.
Institut für Germanistik
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